Antibiotikaresistenzen als zunehmendes Problem
Die Verordnungsrate von Antibiotika, insbesondere auch im ambulanten Bereich, ist ein Thema, dem verschiedene Projekte und wissenschaftliche Untersuchungen derzeit Beachtung schenken – darunter eben auch TELnet@NRW. Nach Angaben des ZI – Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland werden jährlich ca. 600-700 Tonnen Antibiotika verbraucht, davon 85% im ambulanten Bereich (Stand 2014). Ein sorgloser bzw. falscher Umgang mit Antibiotika ist eine der Ursachen für die zunehmende Entwicklung von Antibiotikaresistenzen. Folge ist, dass gegen immer mehr Keime bzw. Erreger Antibiotika wirkungslos sind und daher auch schon kleinere Infektionen oder „einfachere“ Operationen, insbesondere bei älteren und chronisch kranken Patientinnen und Patienten, gefährliche Folgen nach sich ziehen können, etwa wenn es im Nachgang zu Infektionen kommt.
Unterschiedliche Verordnungsraten
Bemerkenswert ist insbesondere, dass Studien des ZI-Versorgungsatlas teils deutliche regionale Unterschiede in der Verordnungsrate aufzeigen, die sich nicht allein durch Unterschiede hinsichtlich des Gesundheitszustandes oder anderer Merkmale der Patienten (Alter, Geschlecht, etc.) erklären lassen. Bei den „Spitzenreitern“ etwa war der Verbrauch mehr als doppelt so hoch wie im restlichen Teil von Deutschland.
Zudem bestehen deutliche Unterschiede hinsichtlich der Altersgruppen. Während die Verordnungen bei Kindern und Jugendlichen auf der einen sowie älteren Personen auf der anderen Seite tendenziell rückläufig sind, erhalten Erwachsene insgesamt unverändert häufig die Tabletten. Zudem werden die einzelnen Antibiotika bzw. Wirkstoffe unterschiedlich häufig verordnet, was teils problematisch ist, insbesondere in den Hinblick auf den vermehrten Einsatz von sogenannten Reserverantibiotika (= Wirkstoffe, die ausschließlich für bestimmte und strenge medizinische Indikationen vorgesehen sind, auch da sie teils schwere Nebenwirkungen besitzen).
Problematisch ist ferner auch der Einsatz bei Erkrankungen, die an sich keine Antibiotika erfordern bzw. bei denen Antibiotika schlicht wirkungslos sind. Dazu gehören etwa unkomplizierte Atemwegsinfektionen bzw. Erkältungen, die durch Viren und nicht durch Bakterien verursacht werden. Gegen virale Infekte sind Antibiotika grundsätzlich wirkungslos.
Optimierungspotenzial vorhanden
Wenngleich positive Tendenzen in Hinblick auf einen sparsameren Einsatz in den letzten Jahren zu erkennen sind, besteht dennoch Optimierungspotenzial, insbesondere auch in Hinblick auf die regionale Unterstützung von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten. Zu den Maßnahmen gehören hierbei etwa Fort- und Weiterbildung und Beratung der Behandelnden sowie die Aufklärung von Patientinnen und Patienten zum richtigen Umgang mit Antibiotika. Hier setzen verschiedene Projekte an, auch solche, die im Rahmen des Innovationsfonds gefördert werden. Zu nennen ist hier etwa das Projekt ARENA (Antibiotika-Resistenz-Entwicklung nachhaltig abwenden) und eben auch das TELnet-Projekt. Daneben gibt es auch noch weitere und kleinere Projekte bzw. wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema. Deutlich wird in jedem Fall, das sowohl den Akteuren im Gesundheitswesen als auch den politisch Verantwortlichen deutlich geworden ist, dass in diesem Feld unbedingt Forschungs- und Handlungsbedarf besteht.
Weitere Informationen zum Thema finden Sie auch hier.