Eine neuer Therapieansatz verspricht Hilfe bei hartnäckigen bzw. chronischen  Rückenschmerzen, und das ganz ohne Operation: Der Einsatz von Antibiotika. Ein Forscherteam aus Dänemark um die Forscherin Dr. Hanne Albert von der University of Southern Denmark hat untersucht, inwiefern die Ansiedlung von bestimmten Bakterien in der Bandscheibe Rückenschmerzen verursachen kann und inwiefern Antibiotika hier wirksam sein können. Manch einer sieht hierin einen innovativen Ansatz, den Millionen Betroffenen zu helfen und Folgekosten für die Gesellschaft durch Arbeitsunfähigkeit, etc. zu reduzieren.

Bakterien als Auslöser von Rückenschmerzen? 

Dr. Hanne Albert und ihr Team fanden heraus, dass sich bei ungefähr der Hälfte aller Patienten/-innen im nach einem Bandscheibenvorfall entnommenen Gewebe Bakterien nachweisen lassen. Es handelt sich dabei um sog. Aknebakterien, die auch mitverantwortlich für Akne im Gesicht bspw. bei Jugendlichen sind. Die Bakterien können etwa über kleine Verletzungen ins Blut und dann anschließend in das Innere der Bandscheibe gelangen.  Auch nach abgeschlossener Ausheilung des Bandscheibenvorfalls können die Bakterien dann Entzündungen und Schmerzen verursachen.

Antibiotika gegen Bakterienbefall

Das dänische Forscherteam überprüfte außerdem, ob Antibiotika gegen die Bakterien und damit gegen die hartnäckigen Rückenschmerzen der Betroffenen eingesetzt werden können. In der Pilotstudie konnte eine signifikante Verbesserung der Schmerzsymptome und der funktionellen Beschwerden der Patienten/-innen beobachtet werden. Auch nachfolgende randomisierte, placebo-kontrollierte Studien bestätigten das Ergebnis und erste Effekte zeigten sich bereits nach sechs bis acht Wochen, so die Forscher.

Implikationen für die Praxis?

Die dänischen Wissenschaftler betonen, dass die Ergebnisse keinesfalls bedeuten, dass nun jeder Rückenschmerz-Patient mit Antibiotika behandelt werden sollte. Vielmehr müssten weitere und größere Studien nun zeigen, welche Patienten/-innen von der Antibiotikagabe profitieren können und inwiefern durch diesen neuen Therapieansatz sogar Operationen vermieden werden können. Manche Hausärzte/-innen berichten – insbesondere da hartnäckige Rückenschmerzen zu den häufigsten Beschwerdebildern in der Arztpraxis gehören – dass Betroffene verstärkt Antibiotika nachfragen würden. In Hinblick auf das zunehmende Problem von Antibiotikaresistenzen und der mancherorts „lockeren“ Verschreibung von Antibiotika sollten diese auch nach Bandscheibenvorfällen nicht routinemäßig verschrieben werden, da einfach noch zu wenige Erkenntnisse vorliegen und Empfehlungen für die Praxis fehlen. Im Rahmen des TELnet@NRW-Projektes wird diese Entwicklung gerade bei den niedergelassenen Ärzten/-innen jedoch möglicherweise Thema werden. Wir bleiben auf jeden Fall an dem Thema dran und hoffen, durch das Projekt ggf. weitere Erkenntnisse beitragen zu können.

 

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